Papillon auf Welttournee

Mittelmeer

2014-05-16 Anbaden

Nach zwei arbeitsreichen Wochen unter, im und auf dem Schiff sind wir heute zum „Törn rund Peloponnes“ gestartet. Etwas Sonne scheint mühsam durch die Wolkenlöcher und wärmt, wen sie trifft. Im Schatten wird gefröstelt. Das erinnert doch sehr an Ostseeurlaub. Auch die Wassertemperaturen erfordern noch viel Tapferkeit, die wir aber zum nun offiziell erklärten Saisonstart auch unter Beweis zu stellen bereit sind. Nachahmer finden wir unter den anderen Ankerliegern in der Vlychon-Bucht keine. Macht nichts! Wir sind jetzt im Urlaub.

Außerdem gehören wir ab heute zu den Stromerzeugern. Unsere selbst installierte Solaranlage liefert erstklassigen Ökostrom, der sich in der Qualität durchaus mit dem aus heimischer Braunkohle messen lassen kann.

 

2014-05-2 Nje ponemaju

Die folgenden Tage „buchteln“ wir an der Küste Ithakas. Auch bei schattigem Wetter produzieren unsere Solarzellen ausreichen Energie für Beleuchtung und Kühltruhe, was den Skipper selig vom guttemperierten Abendbier aufblicken lässt. Zwei Tage genießen wir die ruhige Sarakiniko-Bucht, die kaum bebaut, nur von einigen Landsleuten bewohnt zu sein scheint. Vor dem einem Haus parkt ein Auto mit Essener Kennzeichen und einige Olivenbäume weiter den Berg hinauf verabschiedet sich ein freundlicher Fahrer aus Hannover akzentfrei deutsch von der Bewohnerin des kleinen, versteckten Hauses am Ende eines langen, schmalen Steinpfades. Ein Idyll wie auf Mallorca also.




Wir passen mit unserer Landesflagge am Heck perfekt in dieses Ambiente und bleiben unbehelligt, obwohl Yachten hier offensichtlich nicht so gern gesehen sind. Auf einem Felsen am Ufer spricht ein  von den Bewohnern selbst erstelltes Graffiti in schlechtem Englisch ein eigenmächtiges Ankerverbot aus. Schon gut, dass wir in der Schule vor allem Russisch hatten…

 

2014-05-22 Kreuzfahrttouristen

Inzwischen haben wir den Peloponnes erreicht und es ist Sommer geworden. Katakolon stand bereits im letzten Jahr auf unserem Tourenplan und so kennen wir uns mit den Gegebenheiten vor Ort aus. Der „Hafenkapitän“ will in der Zuweisung seiner Liegeplätze sehr ernst genommen werden, sieht aber dafür über den einen oder anderen Meter Schiffslänge großzügig hinweg, wenn er die Gebühr für die Übernachtung seiner Freunde festlegt. Dann gibt es noch Jannis. Er bewohnt mit seinen Eltern ein winziges Haus ohne Straßenanschluss. Eine steile Treppe führt zu seinem etwas höher gelegenen Anwesen, auf dem er Wein, Olivenöl, Obst und Gemüse aus eigenem Anbau anbietet. Er begrüßt die Crew jeder ankommenden Yacht im Hafen, stellt sich freundlich vor, bietet bescheiden seine Produkte an und steht während des gesamten Aufenthalts in Katakolon für Fragen aller Art gern und unaufdringlich zur Verfügung. In einer Ortschaft, deren gesamter Rhythmus von den Fahrplänen der Kreuzfahrtschiffe abhängt, die hier zum Besuch des nahegelegenen Olympias täglich anlegen, ist eine Informationsquelle wie Jannis unverzichtbar.

Wir erreichen Katakolon in der Dunkelheit und ankern in sicherer Entfernung vor dem Strand. Als wir am nächsten Morgen in den benachbarten Hafen einlaufen, fehlt von unserem Freund dem Hafenkapitän jede Spur. Wie sich später herausstellen wird, besucht er gerade seinen Bekannten, dessen Terrasse einen so großzügigen Meerblick bietet, dass alle Schiffe, die sich dem Ort nähern, schon von weitem ausgemacht werden können. Entsprechend überrascht war er über unsere Ankunft und die Tarnmöglichkeiten der Papillon.

Das „Kreuzfahrtschiff des Tages“ läuft etwa eine Stunde vor uns ein. So pulsiert bereits das Leben auf der Straße. Kremser buhlen um Fahrgäste für ihre Rundfahrten. Auch zwei der für alle Touristenzentren typischen „Gummibahnen“ drehen ihre Runden. Wir werden die Vorliebe erwachsener Touristen für Straßenfahrzeuge im Eisenbahnlayout wohl nie wirklich verstehen. Zwei Vertreter der Sixt-Autovermietung stehen in ihren guten Anzügen auf dem kleinen Boulevard, Motorroller werden vermietet, Souvenirstände reihen sich aneinander und bieten original griechische Jadeartikel aus chinesischer Produktion, Juweliergeschäfte werben mit glitzernder Auslage und die Kellner locken in ihre Restaurants. Mit Ablegen des Ozeanriesen am Nachmittag verschwindet dann plötzlich der ganze Spuk. Bis auf einzelne noch geöffnete Geschäfte ist der Ort wie ausgestorben. Die Rollläden sind herabgelassen, die Ware von den Gehwegen geräumt, die Straßen fast menschenleer. Es scheint fast, als hätte Katakolon kein eigenes Leben, als wäre da nichts außer der Inszenierung für die wenigen Stunden Tourismus am Tag. Ob die Kreuzfahrer ahnen, dass Spezialitätengeschäfte, Modeläden, Juweliere und all der andere Tand täglich erst mit ihrem Einlaufen öffnen und noch während das Schiff den Hafen verlässt bereits wieder schließen. Niemand kauft sonst dort ein. Halten sie, was sie da erleben und fotografieren für das Leben in Griechenland? Vermutlich ist es ihnen egal.


Das morgige Kreuzfahrtschiff wird bereits ab 07:00 Uhr erwartet. Für uns ist das super. So öffnen die Geschäfte eher und wir können uns vor einer frühe Abreise noch mit frischen Lebensmitteln eindecken.


 

2014-05-23 atemberaubend

Kyparissia erscheint als nächstes über dem blauen Meer vor unserem Bug. Die Winde sind günstig und die Überfahrt angenehm. Von weitem locken die Ruinen einer Festung weit über der Ortschaft zu sportlicher Abendbetätigung. Unser Weg führt durch die Gassen des trist aus Beton geformten Neustadt immer steil den Berg hinauf durch die architektonisch interessantere Altstadt und dann noch steiler bergauf zur den Überresten der alten Burganlage. Gerade durch den sehr anstrengenden Aufstieg ist der Ausblick buchstäblich atemberaubend.


 

2014-05-24 Heldentum

Mangels Wind setzen wir die Fahrt nach Süden mit Dieselkraft fort und erreichen entspannt die Navarino-Bucht. Die bergige Insel Sphaktiria versperrt den Zugang zum Meer und schafft so eine fast völlig umschlossene Wasserfläche von etwa 5 x 3,5 km Ausdehnung. Hier fand vor fast 200 Jahren eine wohl bedeutende Seeschlacht statt, in der der tapfere britische Admiral Codrington einen überwältigenden Sieg über die übermächtigen türkisch-ägyptischen Gegner erringen konnte. Noch heute zieren deshalb Kanonen und ein Obelisk mit dem Konterfei des Seehelden den zentralen Platz in Pyrgos. Vor unserem geistigen Auge sehen wir ihn wieselflink die über tausend Kanonen der ihm anvertrauten Schiffe laden und abfeuern – immer den Tod vor Augen…

Im nahegelegenen Hafen von Pyrgos finden wir einen Liegeplatz an der Pier. Hier lassen wir vertrauensvoll unser Schiff zurück und erkunden die Umgebung auf unseren Fahrrädern.



Im Osten der Navarino-Bucht liegt Gialova, ein gepflegter kleiner Urlaubsort mit Sandstrand. Über eine schmale Landbrücke erreicht man die Ruinen einer der zahlreichen alten Festungsanlagen, die in Vorzeiten die Kontrolle des Seeweges um den Peloponnes durch wechselnde Besatzungsmächte sicherstellten. Von den teilweise zerstörten Zinnen in spektakulärer Höhe über den Felswänden aus hat man einen herrlichen Blick über weite Teile der Küste.



 

2014-05-25 Bergfahrt

Die Wetterprognosen für den südlichen Peloponnes überzeugen uns, noch etwas länger in Pylos zu bleiben. Ein weiteres attraktives Ziel im Aktionsradius unserer Mountainbikes ist das 11 km entfernte Methoni. Wir machen uns auf den Weg ohne zu ahnen, wie viele Höhenmeter auf dieser kurzen Strecke möglich sind. Ein vorzeitiges Umkehren kommt auf so einer Tour kaum in Betracht. Es sind zu jedem Zeitpunkt bereits zu viele Anstrengungen investiert wurden um einfach abzubrechen. Entschädigt werden wir durch den herrlichen Anblick dieser Küstenregion und eine imposante Hafenfestung.



 

2014-05-27 Hafentage

Starkwind droht weiterhin um den südlichen Peloponnes zu jagen und vergällt uns die Weiterfahrt. Mit Babsi und Bernd von der „Marpissa“ mieten wir uns deshalb ein winziges, klimatisiertes Auto und besuchen gemeinsam die Wasserfälle von Polylimnio.



Diese  plätschern in einer steilen Klamm von See zu See in einladend hellem Türkis. Gelbe Schmetterlinge und strahlend blaue Libellen runden das Ambiente ab. Teilweise führt der Pfad über in den Fels geschlagene Steigeisen irgendwo zwischen Himmel und Abgrund. Das setzt entsprechende körperliche Fitness voraus und sorgt dafür, dass dieser Ort trotz seiner Schönheit nicht allzu sehr überlaufen ist.

Aus Lust auf einen antiken Trümmerhaufen begeben wir uns außerdem zu der nur  20 Autominuten entfernt gelegenen Ausgrabungsstätte von Ithomi. Neben den üblichen Säulenstümpfen, die nur mit sehr viel Phantasie zu einem Bild der ursprünglichen Anlage zusammenzufügen sind, existiert ein super rekonstruiertes Stadion mit einem Bilderbuchblick über das malerische Tal. Da musste in der Arena schon einiges geboten werden, um die Aufmerksamkeit dauerhaft auf das Geschehen zu lenken.



 

2014-05-29 Voll der Neumond

Die Wetterprognosen stellen uns vor die Wahl weiterer zahlreicher Hafentage oder spontanem nächtlichen „Meilenfressen“. Kurz darauf sehen wir uns in einem kurzen Zeitfenster günstiger Wind- und Seegangsbedingungen durch das nächtliche Meer pflügen. Neumond sorgt für entsprechende Dunkelheit, die jeder auftreffenden Welle den Überraschungseffekt erhält.



Poseidon bleibt bei seinen Wetterversprechen und wir erreichen nach Rundung der drei südlichen Kaps am nächsten Tag die Ägäis. Auch hier werden wir vorerst freundlich sanft begrüßt. Vor Einlaufen in den kleinen Hafen von Monemvasia an der Ostküste des Peloponnes dreht der Wind jedoch deutlich auf und sorgt für ein spannendes Anlegemanöver. Ein einfühlsames Seglerpaar aus Stralsund mobilisiert die umliegenden Yachties und so wird für uns ein Platz an der Pier durch Treideln der liegenden Schiffe geschaffen. Papillon passt haarscharf da hinein und wir lassen sie vom Wind seitwärts in die enge Lücke schieben. Die Leinen sind noch nicht belegt, als der kleine Hafen von kräftigen Fallböen eingedeckt wird, die sich heulend von den umliegenden Hängen auf uns stürzen. Das war eine Punktlandung. Wir sichern noch schnell Yacht und Equipment und ziehen uns unter Deck zurück. Während es draußen stürmt und regnet fallen wir mangels Nachtschlaf müde in die Kojen.

 

2014-05-30 Monemvasi

Auch an den nächsten Tagen bleibt der Wind ungeduldig und schmettert zeitweise Böen mit Sturmstärke in den kleinen Hafen. Das schafft Abwechslung an der Pier und puscht den Adrenalinspiegel des einen oder anderen Skippers.


In den ruhigeren Morgenstunden schließen wir Freundschaft mit „Karetti“ der Hafenschildkröte Monemvasias. Sie paddelt zwischen den Schiffen. Vermutlich wurde sie von Fischern und Seglern angefüttert. Absolut großartig präsentiert sich die Altstadt.



Auf einer vorgelagerten Insel gelegen, ist sie nur über einen schmalen Damm zu erreichen. Ein enger, verwinkelter Durchgang in der Stadtmauer gibt den Weg zu den meist sanierten historischen Gebäuden frei. Die winzigen Dachterrassen der Restaurants bieten einen imposanten Meerblick. Über einen steilen Pfad und einen Tunnel im Fels gelangt man in die hoch oben auf einem Plateau gelegene „Oberstadt“, die sich derzeit im Wiederaufbau befindet. Hier lohnt in einigen Jahren sicher ein weiterer Besuch.


2014-06-02 Flucht nach Norden

Südlich des Peloponnes braut sich allmählich ein Sturmtief zusammen. Wir gönnen uns noch einen Wandertag rund um den steilen Felsen, der die Altstadt Monamvasias trägt. Ein gut markierter schmaler Pfad führt über die Klippen und gibt atemberaubende Blicke auf die raue Küste und Teile der hoch oben gelegenen „Oberstadt“ frei.



Tags darauf beginnen in der Marina die ersten Vorbereitungen auf das bevorstehende schwere Wetter. Die Hafenpolizei vertreibt die Yachten am gegenüberliegenden Steg. Auch wenn unser Liegeplatz etwas sicherer ist, ziehen wir die rechtzeitige Weiterfahrt in besser geschützte Seegebiete vor. Wenn sich der Seegang in Richtung und Stärke doch nicht ganz an die Prognosen der örtlichen Wetterdienste hält, verspricht das Abwettern in diesem vollen kleinen Hafen spannend zu werden oder sogar einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Auf diese Erlebnisse verzichten wir lieber und bringen uns nach dem Frühstück mit Motorunterstützung in Richtung Norden aus der direkten Schusslinie des aufziehenden Sturms. Am Nachmittag erreichen wir Sampatiki. Der beschauliche Hafen des winzigen Ortes ist neu, so dass er in einschlägigen Revierführern noch keine Erwähnung findet. Hier meinen wir, ausreichend geschützt und weit genug entfernt, den kommenden Wetterereignissen trotzen zu können.

 

2014-06-03 Die Ruhe vor dem Sturm

Nach den stets kräftigen nächtlichen Böen in Monemvasi genießen wir die windstille Nacht in Sampatiki. Der Morgen beginnt grau und zahlreiche kleine Regenschauer haben unsere Yacht über Nacht mit einer braunen Schicht Saharasand bedeckt. Wir reinigen grob die Fenster und Solarzellen, montieren die Fahrräder und gehen auf Erkundungstour. Die benachbarte Stadt Leonidio ist architektonisch wenig begeisterungsfähig liegt aber dafür spektakulär in einem tiefen Canyon zwischen riesigen Felsklippen. Auf dem Weg genießen wir herrliche Ausblicke und überwinden Höhenmeter, die die Bezeichnung „Montainbike“ für unsere Fahrräder mehr als rechtfertigen.

Im Hafen zurück, verlegen wir uns auf Empfehlung eines einheimischen Fischers auf einen geschützteren Liegeplatz etwas tiefer in den kleinen Hafen hinein. Die Seegangsprognosen für die nächste Nacht haben sich verschärft und versprechen nun auch hier etwas mehr Spannung. Inzwischen haben weitere Regenschauer, die fast ausschließlich aus feuchtem Saharasand zu bestehen scheinen, unser Schiff endgültig mit einer braunen Pampe zugedeckt. Wenn das Wetter so anhält, kann der Skipper morgen Sandschippe und Förmchen an die Crew ausgeben.


 

2014-06-04 Überstanden

In unserem geschützten Winkel bekommen wir vom Sturm selbst zum Glück nicht so viel mit. Lediglich die indirekten Auswirkungen machen uns etwas zu schaffen. Nach Einbruch der Dunkelheit nimmt der Seegang deutlich zu und wird zum Teil durch die umliegenden Felsklippen in den kleinen Hafen reflektiert. Die Wellen sind nur wenige Zentimeter hoch, bringen durch ihre lange Wellenperiode Papillon jedoch ordentlich zum Rollen. Die Festmacher rucken mit lautem Knarzen in den Klampen ein und die Fender reiben kräftig in Auf- und Abwärtsbewegungen an der Betonmole. Wir angeln uns die nächste freie Mooring eines Fischers und halten uns etwas von der Pier frei. So liegen wir sicher, wenn auch ungemütlich und finden irgendwann in den Schlaf. Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Es ist ruhig und das Tageslicht dringt stark gedimmt von einer dicken Schicht Saharastaub durch die Luken in den Rumpf der Yacht.

 

2014-06-07 Vom Wüstenschiff zum Badeboot

Wir verlassen die bergige Küste der Spartaner und nehmen Kurs auf den Saronischen Golf im Osten des Peloponnes. Nach nächtlichen Traumsequenzen von Karawanen, die über unser Wüstenschiff ziehen, nutzen wir die ruhige Überfahrt zum Schrubben. Stück für Stück entfernen wir die angeschwemmte Schicht Saharasand und legen das strahlend weiße Deck der Papillon wieder frei. Es kommt häufig vor, dass sich Wetterfronten über Nordafrika aufladen und so auch Sand aus der Sahara mitführen. Diesmal war es jedoch mehr Sand als Wasser, was da als „Regen“ aus den teils gelb schimmernden Wolken vom Himmel fiel.


Vom sonnigen Wetter lassen wir uns zu einem mehrtägigen Badestopp verleiten und ankern  geschützt hinter einer kleinen unbewohnten Insel. Das wurde auch Zeit, zeigt doch die Zwischenbilanz unseres bisherigen Törns eine deutliche Übergewichtung von Mountainbiking und „Southic Walking“ (ohne Stöcke) gegenüber maritimer Betätigung. Damit stehen nun erst einmal Schwimmen, Schnorcheln und kleine Wartungsarbeiten auf dem Plan.

 

2014-06-10 Gut frisiert

Unser nächster Programmpunkt ist das in einem geräumigen Naturhafen gelegene Porto Cheli. Wir verproviantieren uns im nahen Supermarkt und schätzen die glatte See während wir mit dem überladenen Dinghi zurück zum Schiff tuckern. Auch wenn die Bucht fast umschlossen ist, sehr viele Yachten hier liegen, diese ja irgendwohin ihre Bordtoiletten entleeren müssen und der Anker verdächtig gut im Grund klebt, wagen wir ein kurzes Reinigungsbad im hellblauen Wasser, duschen gründlich nach und  feiern dann Skippers Geburtstag an Bord.

Inzwischen frischt der Wind auf, lässt uns an der Ankerkette Karussell fahren und sorgt für eine lockere Frisur zum Fest.

 

2014-06-12 Das Ende der Abgeschiedenheit

Am folgenden Tag erreichen wir Poros. Die Stadt liegt auf der gleichnamigen Insel, ist architektonisch sehr schön und touristisch voll erschlossen. So wie Katakolon, nur eben den ganzen Tag geöffnet. Durch die Nähe zu Athen und den zahllosen Yachthäfen in und um Piräus ist der Saronische Golf immer gut besucht. Bis hierher verkehren auch die Tragflächenboote und tauschen mehrfach täglich das Publikum aus.



Einsame Ankerbuchten wird es bis zum Kanal von Korinth sicher keine mehr geben aber dafür mehr Gesellschaft beim Segeln. Um dem vollen Hafen und dem ständigen Schwell der ein- und auslaufenden Fähren zu entkommen, ankern wir etwas außerhalb vor einem Hotelkomplex. Dieser steht architektonisch in kunstvollem Kontrast zur Altstadt von Poros. Wer wohl so etwas in die Landschaft bauen lässt? Da sieht man doch auf dem Reißbrett schon, dass es hässlich wird.

Für die nächsten zwei Tage sind wir mit angenehmem Segelwind gesegnet. So kommen wir ohne Diesel geräuscharm voran. Das ist Entspannung! Nach einem nächtlichen Zwischenstopp vor der Insel Aigina, ankern wir nun vor dem Kanal von Korinth. Die wirtschaftsstrategisch günstige Lage am Isthmus lässt die „Säulen von Korinth“ in neuem Glanz erstehen:


 

2014-06-14 Durchbruch

Einfach überwältigend ist die Kanaldurchfahrt am nächsten Tag. Nach Entrichten der 152,- EUR Nutzungsgebühr (incl. 23% USt.) lässt man uns noch reichlich zwei Stunden auf Gleichgesinnte warten, bevor dann am Höhepunkt der Vorfreude die Freigabe per UKW-Funk erfolgt. Außer einer zweiten deutschen Segelyacht gibt es zu dieser späten Morgenstunde jedoch keine weiteren Interessenten auf unserem Kurs, so dass wir schließlich im Minikonvoi die beeindruckenden 6 Kilometer zwischen den bis zu über 70 m hohen Felswänden zurücklegen dürfen.


Bereits in der Antike nahm man mit Schiffen diese Abkürzung zwischen Ägäis und Ionischem Meer über den Isthmus. Damals wurden sie über Land gezogen. Der Kanalbau erfolgte dann am Ende des 19. Jahrhunderts und machte den Peloponnes somit zur Insel.

 

2014-06-17 Trödeln

Die wenigen verbleibenden Tage bis zum Hafentermin für die vier Wochen „Heimaturlaub“ vor der ganz großen Reise planen wir je nach Wetter im Golf von Korinth zu versegeln, zu verbaden oder zu verbasteln. An der Südküste liegen zahlreiche flache, aber ungeschützte Strände. Hier kann man bei Sonnenschein und Windarmut gut vor Anker liegen und schnorcheln bis die Finger schrumpelig werden. An der Nordküste gibt es zwischen den hohen Bergen gut versteckte und geschützte kleine Häfen für Landausflüge und aufgelaufene Wartungsarbeiten. Der touristische Knüller ist sicherlich das hoch in den Bergen thronende Delphi mit seiner interessanten Geschichte und dem spektakulären Ausblick. Dort waren wir jedoch bereits im letzten Jahr, so dass wir nun etwas abseits der ganz breiten Touristenpfade auf Entdeckungs- oder Trödeltour gehen.




 

2014-06-20 Trödeltour

…so jedenfalls die Theorie.

Praktisch weht uns nach nur wenigen Tagen eine Starkwindphase aus dem schmalen Golf. Wir versuchen uns vorerst in seebärischer Beharrlichkeit und verlegen Papillon von offenen Stränden nach und nach an immer geschütztere Plätze. Trotzdem wird es zunehmend ungemütlich. Die Wettervorhersagen drohen für die nächsten Tage mit weiterhin schwindendem Schlafkomfort, bieten jedoch gleichzeitig ein mit 5 Stunden knappes, aber geradeso ausreichendes Zeitfenster für eine schnelle Flucht aus dem Golf an.  Die unruhige Nacht am ehemaligen Fähranleger eines kleinen Dorfes endet gegen 5 Uhr morgens.  Zwei müde Gestalten taumeln aus den Kojen ins Cockpit ihrer kleinen Yacht. Es werden schnell noch ein paar Scheiben Brot für ein späteres Frühstück unter vielleicht erschwerten Bedingungen beschmiert. Es klatscht. Während seine Hand ins Leere greift,  stößt der Skipper einen kurzen Fluch aus irritiert  erscheinendem Gesicht. Nur kurz abgestellt, wird sein voller Trinkbecher in einer Böe vom Cockpittisch geweht und landet lautstark neben dem Inhalt auf dem Boden. Was für eine Aufforderung, endlich die Leinen loszuwerfen und das weniger windige Weite zu suchen!

Mit Dieselkraft gegen Wind und Wellen erreichen wir die weltgrößte Drahtseilbrücke zwischen Rion und Antirion. Weil es von den Behörden sehr ernst genommen wird, melden wir uns ordnungsgemäß über UKW-Funk mit Yachtname und Masthöhe zur Durchfahrt an, werden zunächst angewiesen, den Mittelteil der Brücke anzusteuern, bis die Entscheidung für den endgültigen Passagebereich je nach Verkehrssituation dann kurzfristig vom Manager gefällt wird. Es ist übrigens immer der in Fahrtrichtung rechte Durchgang. So haben wir es bereits zweimal erlebt, berichten es andere Yachties und steht es sogar im Revierführer.  Auch diesmal werden wir kurz vor der Durchfahrt vom Koordinator mit dieser Entscheidung überrascht. Bei dem sehr geringen Schiffsverkehr und dem über 2 km breiten Fahrwasser, das die Brücke in 25- 45m Höhe überspannt, erscheint das Procedere vielleicht etwas übertrieben, hat sich aber offensichtlich über die 10 Jahre seit der Fertigstellung so bewährt.

Ebenfalls beinahe an Logik grenzt der quer zum Schiffsverkehr verlaufende rege Fährbetrieb unter der für Straßenfahrzeuge mautpflichtigen Brücke. Hier verkehren momentan vier Autofähren von einer Seite zur anderen, während im übrigen Golf der Fährbetrieb mangels Auslastung seit Langem eingestellt wurde.


Je weiter wir Richtung Westen vorankommen, desto ruhiger wird die See. Die Wasserfläche über die der Wind streichen kann um Wellen aufzutürmen wird kürzer. Wir setzen gereffte Segel und nutzen die kräftige Brise.

 

2014-06-23 Der erste Fang

Im engen Kanal zum Hafen von Mesologgi verfolgt uns ein winziges, tief liegendes Boot mit drei ausgewachsenen, gut genährten Fischern an Bord. Plötzlich fallen Sie etwas zurück und erregen mit ausschweifenden Armbewegungen erfolgreich unsere Aufmerksamkeit. Wollen sie uns warnen? Oder sind Sie in Schwierigkeiten? Während wir aufstoppen greifen sie zu den Rudern und arbeiten sich nun mit Muskelkraft gegen den Wind vorwärts. Da ist wohl gerade der Motor ausgefallen. Wir fahren zurück und bieten Schlepphilfe gegen die erwarten Strapazen auf dem letzten Kilometer an. Dankbarkeit schlägt uns aus runden, bereits hochroten, verschwitzten Gesichtern entgegen. Ein Entgelt für die kurze Strecke wollen wir bei aller erlebten Gastfreundschaft natürlich nicht vereinbaren. Unterwegs bekommen wir nun fangfrischen Fisch angeboten. Wie viele Stunden haben wir schon vergeblich unsere Angelhaken gebadet?! Und nun dieser Fang! Langsam ziehen wir unsere Beute vor den kleinen Fischerhafen, lösen die Schleppleine und nehmen mit tropfendem Zahn unseren Anteil entgegen. Petri heil, der Abend ist gerettet.

 

2014-06-26 Spezialisten im Postdienst

Vier Wochen „Heimaturlaub“ liegen hinter uns. Nun sind wir umgemeldet, abgemeldet, steuererklärt, auslandsversichert, verabschiedet, bedauert, beglückwünscht, beschimpft, beneidet, geimpft und schlussendlich weg.

In Mesologgi erwarten uns vorerst arbeitsreiche Tage. Das Schiff muss hergerichtet, der Motor gewartet, der Wassermacher installiert, Pakete aus der Heimat am Postamt abgeholt, das neue Vorsegel in Empfang genommen und reichlich Vorräte gebunkert werden. Babsy und Bernd liegen mit ihrer „Marpissa“ an der Stadtpier und überraschen uns mit Kaffee und Gebäck. Wir genießen die unerwartete Gelegenheit, den Wassermachereinbau zu unterbrechen und aus der engen, stickigen, 40°C heißen Backskiste zum Kaffeegenuss ans Tageslicht zu kriechen.

Weit über unsere kühnsten Prognosen aufwändig gestaltet sich der Paketempfang. Zuhause haben wir ein paar letzte Kleinigkeiten in zwei riesige Pakete verpackt und vorab auf die Reise geschickt – postlagernd nach Mesologgi. Dort durchsucht man erfolglos das gesamte Postamt, findet nichts und schickt uns von einem privaten Kurierdienst zum nächsten. Vergebens!

In den kühlen Abendstunden recherchieren wir die Trackingdaten und gehen im Netz auf die Suche nach unseren versendeten Schätzen. Beide Pakete haben demnach Griechenland erreicht –sind eben keine Rettungspakete- und sollten eigentlich im Postamt Mesologgi lagernd, ihre Besitzer erwarten. Sicherheitshalber gewähren wir der griechischen Post weitere zwei Tage Aufschub, bevor wir mit erfolgsorientiertem Gesichtsausdruck in der klimatisierten Schalterhalle stehen. Man durchsucht das Postamt, kommt kopfschüttelnd aus dem einen, dann aus dem anderen Nebengelass und ordnet schließlich unsere Pakete der spätgriechischen Mythologie zu. Also ziehen wir unsere Trackingdaten aus dem Ärmel und konfrontieren die Beamtin mit neuzeitlicher virtueller Realität bevor wir sie freundlich zu einem zweiten Suchdurchlauf verabschieden. Erfolgreich zurückgekehrt, präsentiert sie uns nicht ohne Stolz eines unserer vermissten Verpackungswunder. Dieses sei wohl doch schon angekommen. Wegen des anderen könnten wir in der Folgewoche noch einmal nachfragen. Dinge dauern wohl manchmal. Vom ersten Erfolg berauscht, drehen wir richtig auf, unterstellen dreist auch die Ankunft des zweiten Pakets und richten uns auf eine längere Belagerung des Schalterfensters ein. Die Ellenbogen auf dem Gesims, den Kopf mit den Händen abgestützt, beobachten wir in entspannt ausdauernder Körperhaltung die Wiederaufnahme der Suchaktion. Wenige Minuten später wird unser zweites 30-kg-Paket aus einem dunklen Nebenraum zu Tageslicht und Frischluft gezogen. Erleichtert verladen wir unsere Schätze ins Taxi und reflektieren kopfschüttelnd die Erlebnisse der letzten halben Stunde.

Bernd wird uns später das Gebaren dieser „Spezialisten“ im Postdienst herunterspielen und erklären, woanders bauten die Flughäfen.

 

2014-07-29 Wartung und Erwartung

Die Wassermacherinstallation ist abgeschlossen. Mit den beiden Vorfiltern, dem Gewirr von Zu- und Ablaufleitungen, der Vorpumpe, dem Reinigungskreislauf und der Elektroanschlüsse hat das Ganze einen Touch von Frankensteins Labor. Leider können wir Dichtigkeit und Funktion mit dem verschmutzen Hafenwasser nicht testen und müssen zum Öffnen des Seeventils erst auf die offene See hinaus. Das wird noch etwas dauern. Der Skipper kränkelt etwas und möchte vorerst die medizinischen Einrichtungen Mesologgis für alle Fälle in erreichbarer Nähe wissen.

Das öffnet ungeahnte Zeitfenster zur Bootspflege. Inzwischen blinkt unser Deck neuwertig in der Sonne. Auch die Motorwartung ist abgeschlossen. In Ermangelung einer Ablassschraube wird bei Schiffsmotoren das Altöl per Hand abgepumpt. Das macht Spaß, solange sich der Ablaufschlauch nicht von der Ölpumpe löst und eine Fontäne schwarzer Plörre über den Motor ergießt. Na ja, inzwischen blinkt dieser also nun auch wieder wie neu.

Nun hoffen wir, Mesologgi schon bald gesund und geputzt wieder verlassen und die Überfahrt nach Malta in Angriff nehmen zu können.

 

2014-08-02 In Warteposition

Am nächsten Morgen verfehlt der neben uns liegende Fischtrawler beim Betanken leicht seinen Einfüllstutzen und hüllt Papillon in einen penetrant riechenden Dieselteppich. Hoffentlich hält sich die Hafenschildkröte heute fern! Es ist ohnehin ein Rätsel, wie sie hier im trüben Hafenwasser so lange überlebt hat. Sie scheint ja schon einige Jahre auf dem Panzer zu haben. Katja vertritt die Theorie, der Alterungsprozess verläuft hier im Hafen sehr rasant und die tauschen in Wirklichkeit die Tiere monatlich aus. Wir wissen es nicht.

Der Dieselgeruch nimmt uns jeden Frühstücksappetit und wir entschließen uns zur raschen Flucht. Kurze Zeit später tuckern wir auf dem spiegelglatten Meer und lassen uns eine sonnengereifte, aber viel zu große Melone schmecken. Nach 2 Motorstunden erreichen wir unsere Traumbucht für die nächsten 24 Stunden. Es ist ruhig. Es ist sauber. Es ist einsam. Es ist herrlich.

Am nächsten Morgen beschließen wir, Katakolon für den Absprung nach Malta anzulaufen. Hier gibt es gute Ankermöglichkeiten, günstige Hafenliegeplätze, Frischwasser, Verproviantierungsmöglichkeiten, Internet und eine Zollstation zum Ausklarieren. Die Wetterbedingungen legen einen etwas sportlichen Nachttörn nahe. Alles vorbereitet verlassen wir den allmählich ungemütlich werdenden Ankerplatz ausgeruht am zeitigen Abend. Inzwischen hat der Wind beachtlich aufgefrischt und lässt uns sehr gut vorankommen. Leider hält sich der Seegang in Höhe und Richtung nicht an die sorgfältigen Prognosen der Wetterdienste und wir bekommen öfter mal von einem seitlich heranrauschenden Brecher das Cockpit geflutet. Gepökelt erreichen wir gegen 05:00 Uhr morgens die weitläufige Bucht von Katakolon. Für Ankerlieger ist auf angenehmen Wassertiefen über gut haltendem Grund reichlich Platz, was ein Ankommen in der Dunkelheit kaum problematisch macht. Vor den für die nächsten Tage erwarteten kräftigen Winden sollten wir hier gut geschützt liegen, noch dazu in reizvoller Landschaft.




 

2014-08-07 Hellas ahoi

Es ist soweit. Das Wettergeschehen vor der griechischen Küste beruhigt sich in der kommenden Nacht und wir können zum nächsten großen Sprung ansetzen. Vorsorglich haben wir die Ausklarierungsformalitäten bereits erledigt. Wir bleiben zwar als Europäer auf einem europäischen Schiff innerhalb der EU, trotzdem ist da recht viel Papier zu beschriften.

Nun hat alles seine bürokratische Ordnung und wir werden in den Abendstunden unseren Anker einholen und Kurs anlegen.

 

2014-08-12 Überfahrt

Die ersten beiden Tage auf See werden von leicht überdimensionierten Windstärken beherrscht. Wir rauschen mit gerefften Segeln über ein bewegtes Meer und erleben Seegang etwas oberhalb der Wohlfühlgrenze. Nach zwei Tagen verlassen wir den Einflussbereich der westlichen Etesie, die im Sommer das Gebiet von der griechischen Küste bis weit ins ionische Meer hinein mit stabilen Nordwestwinden versorgt. Neben dem Seegang  nimmt nun auch der Wind deutlich ab. Zunehmend beziehen wir unsere Antriebsenergie wieder aus Diesel. Auch der Appetit kehrt allmählich zurück.

Zwischen Sizilien und Libyen erhalten wir weit draußen auf hoher See Besuch von einem Patrouillenboot, das sich längere  Zeit in unserer Nähe aufhält. Erst nachdem wir die schwarz-rot-goldene Nationale am Flaggenstock präsentieren, drehen sie ab. Vermutlich hatte uns Frontex aufgespürt und überprüft. Wir dürfen in Europa sein und setzen unsere Fahrt fort.

Im Morgengrauen des vierten Tages auf See erreichen wir Valletta auf Malta, melden unsere Einreise per UKW-Funk an und laufen bei Sonnenaufgang in der Msida-Marina ein. Mit dem Stadtbus erreichen wir in wenigen Minuten die Altstadt. An der beeindruckenden Architektur wird zurzeit sehr viel saniert. Da entsteht Grandioses.




 

2014-08-13 Inselrundfahrt

In Mdina im Inselinneren ist bereits die fertig sanierte Architektur zu genießen. Auf einer Anhöhe thront weithin sichtbar die von Festungsmauern umgebene frühere Hauptstadt Maltas.


Wir leisten uns eine Tageskarte für den hervorragend funktionierenden öffentlichen Nahverkehr und erkunden für 1,50 EUR pro Person die Insel per Bus. Unsere Fahrräder lassen wir in Anbetracht der günstigen Fahrpreise und des sehr rasanten Linksverkehrs auf den Straßen lieber in der Backskiste.  Neben Mdina besuchen wir auch die Überreste eines der zahlreichen aus Monolithen errichteten prähistorischen Tempel der Insel in Tarxien. Also viel Kultur, viel Sonne, viel heiß aber herrlich…

 

2014-08-14 Mondscheingeschichten

Für alle Freunde der Kultur und Militärgeschichte ist Malta unser Tipp. Wer Natur und schöne Landschaften mag, ist andernorts weit besser aufgehoben. An Fauna konnten wir vor allem eine enorme Kakerlakenpopulation am Steg beobachten, die uns mit immer derselben Szene abendfüllend unterhalten konnte:

Ein junges Paar schlendert verliebt und verschmust im Mondschein an der Pier und genießt das wundervolle Ambiente eines Yachthafens und angestrahlter Festungsmauern direkt gegenüber. Man setzt sich zum Austausch von Zärtlichkeiten auf die Kaimauer oder eine der zahlreichen Parkbänke. Wenig später folgt ein Aufschrei des Ekels und der weit weniger anmutige Abmarsch im Kniehebelauf.

Niemals hätten wir gedacht, einst mit dem Boot in Lampedusa anzulanden. Nun ist es passiert. Nach einer weiteren Nachtfahrt liegen wir im neuen Yachthafen der Insel, montieren die Fahrräder und begeben uns auf Entdeckungstour.


 

2014-08-16 Happy Africa

In Lampedusa macht der Italiener selber Urlaub. Da ist er unter Landsleuten und trotzdem in den Süden geflogen. Viele Ausflugsschiffe liegen im Hafen und warten auf Gäste für „Tagessausflüge“ in die engen, proppenvollen Badebuchten der Insel. Ein kleiner Flughafen sorgt für regelmäßigen Gästeaustausch. Die Atmosphäre ist gemütlich, die Leute freundlich aber das Wetter drängt zur Weiterfahrt. In der folgenden Nacht machen wir uns auf den Weg und überqueren die angrenzenden Gewässer entgegen der Hauptverkehrsrichtung, also von Lampedusa nach Tunesien. Uns begegnet niemand. Das einzige von uns gesichtete Schiff stellt sich beim Näherkommen als die steil aus dem Meer herausragende kleine Insel „Lampione“ heraus.

Inzwischen haben wir afrikanischen Boden erreicht und liegen im Hafen von Monastir. Um uns herum pulsiert das Leben in beachtlicher Lautstärke und das Nachholen versäumten Nachtschlafes rückt in unerreichbar weite Ferne. Also feiern wir noch etwas unsere Ankunft. Prost!


 

2014-08-21 Monastir und Hammamet Yasmin

Wir gewöhnen uns schnell wieder an den mediterranen Schlafrhythmus und fühlen uns noch einige Tage in Monastir wohl. Die Marina ist gepflegt und gut bewacht. Auch die Stadt hat mit dem restaurierten Ribat und dem großzügigen Mausoleum des Staatsgründers sehenswertes zu bieten.



Auf dem hygienisch nicht ganz unverdächtigen Fischmarkt decken wir uns mit reichlich frischen Thunfischsteaks zu winzigen Preisen ein und veranstalten am Abend eine Gourmetorgie im Cockpit unserer Yacht. Hat super geschmeckt, wurde gut vertragen – Glück gehabt!

Als nächstes laufen wir den Yachthafen in Hammamet Yasmin an. Weit außerhalb der Stadt Hammamet ist hier eine separate Hotelstadt entstanden mit allem, was man im Urlaub so braucht: Souvenirständen, Bekleidungsgeschäften, Lederwaren, Restaurants, Piraten-Ausflugsschiffen, Pferdekutschen und natürlich mehrgliedrigen Straßenfahrzeugen im Eisenbahndesign. Einheimische wohnen hier nicht. So ist das Sortiment des einzigen Supermarktes vor Ort auch nur bedingt zur Selbstversorgung geeignet. Der Yachthafen dagegen ist in Ausstattung und Service spitze.

 

2014-08-23 Brrr

Wegen der vielen Treibnetzfischerei entlang der Küste versuchen wir Nachtfahrten zu vermeiden und laufen als nächstes den Fischerei- und Yachthafen in Kelibia an. Dies ist der einzige mögliche Zwischenstopp auf dem langen Weg zur Nordküste Tunesiens.

An dem kurzen Steg für Freizeitkapitäne liegen kleinere Yachten bereits in traubenförmigen Päckchen. Mangels Platz machen wir an einem der Fischerstege fest. Hier können wir auf Anweisung der Hafenpolizei nicht bleiben, da wir uns außerhalb des sicherheitsüberwachten Bereichs befänden. Wir bekommen nach Einbruch der Dunkelheit einen anderen Liegeplatz am Kopf einer Mole zugewiesen. Der Molenkopf ist etwa halb so lang wie unser Schiff und wird in der Verlängerung vom Wellenbrecher aus dicken Felsblöcken umschlossen, die unter der Wasseroberfläche bis zu einem Meter vorstehen. Im letzten Büchsenlicht des Tages und buchstäblich im letzten Augenblick erkennen wir den Fauxpas der Beamten und retten mit einer Totalverweigerung unser Schiff vor der Versenkung auf Behördenanweisung. Missmutig bekommen wir einen anderen, angeblich sicherheitsüberwachten Platz zwischen zwei großen Fischtrawlern zugewiesen. Da im Hafen aber niemand wirklich patrouilliert, erhalten wir für den Bedarfsfall die Telefonnummer der Hafenpolizei. Die Hafenanlagen selbst laden nachdrücklich zur sehr baldigen Weiterfahrt ein. Auf den Stegen kleben tausende zertretener Sardinen und mischen den süßlichen Duft der Verwesung in das Potpourri aus Diesel, Fisch und Fäkalien. Abwässer fließen in breiten Rinnsalen in das mit einem Teppich aus Plastikmüll und verschüttetem Diesel bedeckte Hafenbecken.



Wir können unsere Abfahrt kaum erwarten und verlassen den Hafen in der Morgendämmerung gegen 05:30 Uhr.

 

2014-08-24 Reinigung

Draußen erwarten uns gute Segelbedingungen, die gelegentlich durch fossile Energie ergänzt werden müssen. Die tunesische Küste ist in diesem Abschnitt sehr schön und im Vergleich zum Golf von Hammamet auch kaum bebaut. Wir genießen die Natur, reinigen unser Deck vom eingeschleppten Hafendreck aus totem Fisch und lebenden Abwässern. In einer Flaute nehmen wir später selbst noch ein lange aufgeschobenes Bad im Meer. Am Nachmittag erreichen wir Sidi Bou Said am Kap Karthago. Der Hafen ist leider voll und wir werden auf die Reede verwiesen. Über dem Sandgrund in gerade einmal 4m Tiefe erscheint das Meer in strahlendem Hellblau vor der malerischen Küste. Von den teils kräftigen Böen abgesehen, ist es ein herrlicher Ankerplatz.


 

2014-08-27 Einsame Kulturschätze

Sidi Bou Saids Capitaneria lässt uns die Schönheit des Ankerplatzes noch eine weitere Nacht genießen, bevor wir endlich am dritten Tag und nach dem sechsten Telefonat einen Liegeplatz für gerade einmal eine Übernachtung zugewiesen bekommen. Für die Überfahrt nach Mallorca hatten wir uns inzwischen bereits mit dem Dinghi verproviantiert. Die Dieseltanks waren per Kanister und Töfftöff ebenfalls aufgefüllt. So blieb nun noch ausreichend Zeit für Karthago, seit 3000 Jahren der Wohnsitz der mehr oder weniger schönen Reichen unterschiedlicher Besatzungs- und Kulturepochen. Bei unserem letzten Besuch vor 14 Jahren hatten wir uns in einem bunten, gewaltigen Touristenstrom durch die Ausgrabungsstätten treiben lassen. Inzwischen scheint dieser versandet zu sein und wir bewegen uns aus eigener Kraft fast verlassen durch die traumhaft gelegene historische Trümmerwelt.



Nur vereinzelt treffen wir auf andere, meist asiatische Besucher. Im ehemaligen Hafen Karthagos bekommen wir heimlich vom Personal super erhaltene, dort selbst gefundene römische Münzen angeboten. Beeidigte Originale! Gleiches hatten wir bereits bei den Kitschhändlern in der Nähe aller anderen Ausgrabungsstätten beflügelten Schrittes abgelehnt und verzichten nun auch  bei dieser letzten Gelegenheit auf den Erwerb der „historischen Kunstschätze“.

 

2014-08-29 Phantastische Nächte

Am nächsten Morgen geht es auf den Weg zu den Balearen. Die Wind- und Seegangsprognosen der nächsten Tage versprechen eine angenehme Überfahrt. Achterliche Winde lassen uns in den ersten 15 Stunden gut und preiswert vorankommen. Dann muss der Diesel für seine gute Pflege in Gegenleistung treten. Als undankbarer erweist sich am zweiten Morgen unser Autopilot mit einer Störung in der Elektronik. Das Meer ist ruhig und die Temperatur noch bei angenehmen 20°C. Also quetscht sich der Skipper widerwillig durch ein kleines Schott in der Rückwand der Achterkajüte in den engen Ruderraum unter dem Cockpitboden und überprüft im Schein seiner Kopflampe alle Anschlüsse an Kurscomputer und Ruderlagergeber. Hier findet sich dann auch ein bei der Montage nicht exakt aufgeschraubter Steckkontakt, also: abschrauben, Ursache für Fehlmontage suchen, finden, freuen, auf die schlampige Montage bei Bavaria schimpfen, alles mit Kontaktspray versehen und wieder zusammenschrauben, schließlich froh und natürlich mächtig stolz auf die gelungene Reparatur sein.

Im Laufe des zweiten Nachmittags kreuzt eine Delfinschule unseren Kurs. Etwa 10 Tiere schwimmen eine Weile unter dem Bug der Papillon, zeigen ein paar Sprünge und setzten dann ihren Weg nach Algerien fort. Wir sind immer wieder begeisterte Zuschauer und genießen die Abwechslung, die diese Begegnungen in den Bordalltag auf hoher See bringen.



Ansonsten reicht das Wasser in jeder Richtung bis zum Horizont und trifft dort auf den wolkenlosen Himmel. Eine Spielrunde „Ich sehe etwas, dass Du nicht siehst“ ist also schnell vorbei. Dagegen gewähren die dunklen Nächte kurz nach Neumond einen phantastischen Blick auf den Sternenhimmel. Aufgewühltes Plankton im Fahrwasser der Papillon wirkt wie neongrüne Leuchtgeschosse, die in unregelmäßigen Feuerstößen achteraus abgegeben werden und verleihen dem nächtlichen Ambiente etwas Zauberhaftes.

Nach dreieinhalb Tagen erreichen wir die Südostküste Mallorcas und gehen in der Playa des Carbo bei La Rápia vor Anker.

 

2014-09-02 Urlaub

Das Revier scheint frei von Quallen und Zivilisationsmüll zu sein, lädt also nachdrücklich zum Badeurlaub ein. Wir genießen die guten Bedingungen zum Schwimmen und Schnorcheln, entspannen einige Tage von den Passagen der letzten Wochen und pflegen unser Unterwasserschiff. Dabei bemerken wir eine gut zwei Meter lange Plastikleine, die wir uns irgendwo auf der Strecke eingefahren hatten. Zum Glück ist sie in mehrere Teilstücke zerrissen und hat unterwegs den Propeller nicht blockiert. Mit Taucherbrille und Schnorchel ausgerüstet, haben Bordtechniker und Assistentin in mehreren Aktionen mit einer Nagelfeile die Antriebswelle vom scheinbar unlösbaren Knäul befreit. Nun ist alles klariert und die Eigner genießen den ruhigen Abend vor Anker.


In den nächsten Tagen wird höherer Seegang für weniger gemütliche Bedingungen am Ankerplatz sorgen. Wir werden daher in einen Hafen in der Nähe von Palma umziehen und uns wieder mehr für Kultur begeistern.

 

2014-09-05 Glückstreffer

Auf unsere Mailanfrage hat der „Club Maritimo San Antonio de la Playa“ mit dem günstigsten Angebot reagiert und prompt unseren Zuschlag bekommen. Ein echter Glückstreffer – auch für uns! Sanitäranlagen und geografische Lage sind spitze. Ein 10 km langer Radweg führt direkt am Ufer entlang auf beschauliche und sportliche Weise bis ins Zentrum von Palma.



Der Besuch im Königspalast beschert uns dann den zweiten Glückstreffer des Tages. Wir sind gerade im Begriff, eine größere Summe in Eintrittsgelder und damit unsere kulturelle Bildung zu investieren, als man uns zu einer „Happy Hour“ für Touristen begrüßt und nach Vorlage des deutschen Passes freien Eintritt gewährt. Da waren wir also gerade zur richtigen Stunde am richtigen Ort.


Am Abend legen wir das gesparte Geld dann gut in spanischen Wein und frische Zutaten für eine super Paella aus der Bordkombüse an. Die Smutjes der Papillon übertreffen sich wieder selbst…

 

2014-09-07 Partyinsel

Als wenige Tage später beide Wetter-Apps unisono hervorragende Bedingungen für die Überfahrt nach Ibiza versprechen, segeln wir weiter. Guter Wind und geringer Seegang bescheren uns einen perfekten Segeltag, der seinen krönenden Abschluss an einem sehr schönen Ankerplatz in von Pinien bewachsenen Felswänden gesäumten Bucht an der Nordküste Ibizas findet. Vorerst…

In der Abenddämmerung nähert sich eine Charteryacht mit überdimensionierter Beflaggung: Bayernfahne über Piratenstander über deutscher Nationale. An Deck sammelt sich knapp ein Dutzend stark angeheiterter bayrischer Piraten mit Augenklappe, Perücke und Lederhosen. Die einschlägige Musikuntermalung rundet das abendliche Idyll auf künstlerisch provokante Weise ab. Der Tag wird perfekt.

 

2014-09-11 Wellenritt

Am dritten Tag treibt uns aufkommende Dünung aus der Bucht und wir verlegen uns Schutz suchend auf die andere Seite der Insel. Hier ist der Seegang am Ankerplatz etwas erträglicher. Mit sorgfältig ausgerichtetem Bug- und Heckanker bekommen wir halbwegs Ruhe ins Schiff. In der Vorschiffskoje fühlt man sich dennoch wie in einem Flipper, so dass wir unser Nachtlager nach kurzer Zeit in den ruhiger gelegenen Salon der Yacht verlegen.


Die deutsche Crew einer neben uns liegenden Charteryacht beweist trotz mehrstündigen Versuchen und überzeugend selbstbewusstem Gebaren des betagten Skippers weniger Geschick beim Ankern im Schwell und rollt bedauernswert heftig. Der Anblick ihres Ankerlichtes auf dem Mast, das immer wieder wie eine Sternschnuppe durch den Nachthimmel saust, verleiht uns dieses tröstende Gefühl, doch nicht das schlechteste Los gezogen zu haben. Nach Jean-Jacques Rousseau ist dies wohl auch die Grundvoraussetzung für jedes Mitleid, so wie wir es empfinden, als die gebeutelte Crew noch vor Anbruch des Tages den Anker einholt und die gleichwohl raueren Bedingungen auf dem offenen Meer vorzieht.

Das Hase- und Igel-Spiel mit dem Seegang setzt sich fort und wir wechseln wieder zurück auf die entgegengesetzte Seite Ibizas. Hier ist das Meer inzwischen wieder friedlich und Papillon treibt ruhig an ihrer Kette auf klarem, strahlend blauem Wasser in herrlicher Umgebung. Ibiza ist mit schönen, wenig verbauten Buchten geradezu gesegnet. Wir finden es toll und genießen.


 

2014-09-13 Oberschicht am Oberdeck

Am Nachmittag ankert eine riesige silberne Megayacht mitten in der Bucht und wirft einen gewaltigen Schatten auf alle übrigen Ankerlieger. Sie fährt steuerbegünstigt unter der Flagge eines britischen Überseegebietes, zeigt aber durch ein deutsches Fähnchen im Top eine abweichende Nationalität ihres Eigners. Wir spekulieren gerade noch über den Anteil potenzieller Heimatsteuergelder an diesem beeindruckenden Männerspielzeug, als sich der besitzende, betagte Reiche und seine blutjunge Schöne direkt unter der Sonne auf dem Oberdeck der Öffentlichkeit aus Ankerliegern, Strandgästen und von Aussichtspunkten entlang der Straße fotografierenden Passanten präsentieren. Noch bevor die Frauenbeauftragte der Papillon unter deutlichem Protest das Geschehen wahrnimmt, kommen Reicher und Schöne auch bereits zur Sache und bieten auf ihrem funkelnden Präsentationsteller bestürzend komplementäre Erotik. Danach kehren sie wieder ins blickgeschützte Innere der Yacht zurück, aus dem sie nur zu diesem ungewöhnlichen Anlass hinaus ins Tageslicht gewechselt waren.

Leider wissen wir nicht, wem wir diese Darbietung verdanken. Weder der sicher prominente Eigner, noch seine aufopferungsvolle und tapfere Partnerin waren aus den gebotenen Perspektiven zu identifizieren.

(Das Foto zum Beitrag wurde von der Frauenbeauftragten der Papillon aus Gleichstellungsgründen zensiert. Tut mir leid Jungs...)

 

2014-09-19 Herbst

Auch wenn uns die malerische Bucht mit den Felsenlabyrinthen, dem klaren Wasser, der ehemaligen „Hippie-Höhle“, der Peepshoweinlage und der weißen Strände ans Herz gewachsen ist, müssen wir Abschied nehmen. So verträumt hat uns sonst ganz schnell der Winter hier überrascht. Ständig wechselnde Winde und erste Gewitter als deutliche Zeichen des Herbstes mahnen bereits zur Weiterfahrt. Im vermeintlich freundlichen Wetterfenster brechen wir gen Festland auf. Flaute und Delfine begleiten die ersten Seemeilen vor der Küste Ibizas. Der beeindruckende Sonnenuntergang auf dem Meer unterstreicht das friedliche Idyll. Abnehmender Mond beschert Dunkelheit in der ersten Nachthälfte mit Sternenblick und dem faszinierenden Glitzerspiel des aufgewühlten Leuchtplanktons in unserer Heckwelle. Kräftiger Segelwind hat sich eingestellt und hilft, das Kraftstoffbudget zu schonen. Schon bald müssen wir Papillon die Wäsche verkleinern um nicht mit den Ellenbogen durchs Wasser zu schleifen. Mit jedem Reff schwindet etwas Begeisterung und bröselt das Vertrauen in die vorliegenden Wetterprognosen. Soviel Sport war nicht angesagt! Allmählich baut sich eine steile Windsee auf und sorgt für ständige Überraschungen aus der Dunkelheit. Die Yacht bevorzugt unter diesen Bedingungen die Steuerung per Hand. An etwas Schlaf in der Freiwache ist auch nicht zu denken. In einem Zustand weit weg vom erholten Grinsen der vergangenen Badetage auf Ibiza erreichen wir europäisches Festland. Der erste Hafen ist der beste. Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf entspannen sich die Gesichtszüge während der Wind bereits wieder durch die Riggs der umliegenden Segelyachten pfeift.

 

2014-09-25 Wohnungsbauprogramm übererfüllt

Später erfahren wir, dass unser Anlanden in Denia erfolgte. Die Stadt ist sehr gepflegt und hat alles zu bieten, was für eine schnelle Erholung erforderlich ist: einen Festungshügel zur körperlichen Ertüchtigung, Verproviantierungsmöglichkeiten und eine schattige Shoppingmeile. Das Superschnäppchen machen wir jedoch im Yachtausstatter der königlichen Marina. Hier wird in Anbetracht der endenden Saison körbeweise Regattakleidung verramscht. Während der Skipper Einklarierungsformalitäten erledigt, entdeckt die Einkaufsabteilung der Papillon dieses völlig verlassene Shoppingparadies und beginnt bereits mit der Plünderung. Später bekommt sie Verstärkung vom Rest der Crew. Vier Regattahosen und ein Langarmshirt wechseln für insgesamt 15,- EUR den Besitzer und werden als schnelle Beute an Bord der Papillon verstaut.

Von Denia aus folgen wir der Costa Blanca, dem wohl größten Plattenbaugebiet Europas, das sicher auch aus dem Weltraum zu erkennen ist. Etwas widerwillig schmiegen sich die mehr oder weniger bewohnten Betonklötze in die anmutige Landschaft.




Hier und da gibt es einen Stilbruch in der Architektur. Irgendwo müssen die Architekten, Stadtplaner und Bauunternehmer selbst ja auch wohnen.



Vom Reiz der Gegend und den im Herbst kleiner werdenden Wetterfenstern angetrieben, versuchen wir etwas „Strecke zu machen“ und segeln täglich weiter in Richtung Gibraltar. Nachts können wir bei ruhigem Wetter vor der kaum geschützten Küste verhältnismäßig komfortabel ankern. Lediglich vor La Mata sucht uns nach Einbruch der Dunkelheit ein beeindruckendes Gewitter heim. Über einige Stunden blitzt und grollt es um uns herum, das Deck der Papillon wird gründlich eisgestrahlt und blitzt in der Morgensonne des nächsten Tages zurück.

Bei immer noch angenehmen Badetemperaturen über 25°C bleibt unsere Urlaubsstimmung erhalten, auch wenn das Ende der Saison überall deutlich zu sehen ist. Vor strahlendblauem Meer ist der kilometerlange Sandstrand von La Manga nahezu verwaist. In sehr großen Abständen markieren bunte Sonnenschirme die wenigen Badegäste. Wir genießen das Ambiente und fühlen uns rundum wohl … bis dieses Problem mit dem verstopften Fäkalientank auftritt und uns einen unvergesslichen Reparaturvormittag beschert. Nun versuchen wir, mit neuen Eindrücken das Erlebte zu verdrängen. Inzwischen hat sich das Wetterfenster wieder geschlossen und es wird Zeit zum ausgiebigen Landgang. Im Hafen von Águilas haben wir vorerst Wetterasyl beantragt und bekommen.

 

2014-09-29 Hafenhopping

Im Laufe der nächsten Tage baut sich vor den haushohen Wellenbrechern ein kräftiger Seegang auf und besiegelt einen mehrtägigen Aufenthalt im Hafen. Die Liegegebühren halten sich nun nach Ende der Saison in erträglichen Grenzen, die Marina ist wie leergefegt und kann mit hervorragenden Sanitäranlagen aufwarten. Wir verbringen die langen Abende mit Monica und Toni aus der Schweiz, deren Yacht einsam am Steg gegenüber liegt. Gemeinsame Themen scheinen bei Fahrtenseglern ohnehin nie auszugehen, so dass die Zeit unbemerkt verfliegt.

Auch Águilas verfügt über eine Festung mit Meerblick, die in vergangenen Zeiten vor Piratenangriffen schützen sollte. Unser Festungsbesuch fällt zufällig auf den „Weltmuseumstag“ und wir erhalten mal wieder freien Eintritt. Freu!





Ein kurzes Wetterfenster (eher eine Wetterluke) erlaubt uns, vorbei am nächsten Kap, den Hafen in vorgesehener Marschrichtung zu wechseln. Wir brechen nachts auf, motoren durch die langgezogenen Wellen der abklingenden Dünung, lassen einen kleinen Gewitterguss über uns ergehen und liegen nun am Steg in Almeria, bereit dem Wetter der kommenden Tage zu trotzen. Von einem Hügel am Stadtrand lockt bereits eine maurische Burg und wird wohl die Gestaltung unseres morgigen Vormittags übernehmen.

 

2014-10-02 Wildwestspanien

Die Burg in Almeria erweist sich als äußerst sehenswert. Hinter der kahlen Fassade verbirgt sich im unteren Teil eine maurische Gartenanlage mit viel Grün, bunten Blüten und plätschernden Wasserläufen. Von der Oberburg aus genießen wir den unverbauten Rundumblick. Vor den Gebirgszügen der Sierra Nevada wirkt die Stadt von hier aus allerdings weniger attraktiv. Beeindruckender ist da schon die weite Bucht von Almeria mit den Schaumkronen der stetig heranbrausenden Wellen.

Poseidon bewegt das Alboranmeer  auch am folgenden Tag noch über unserer Toleranzschwelle für entspanntes Segeln und wir lassen das Schiff im Hafen, studieren die Fahrpläne der Busgesellschaften und reisen schließlich in die Sierra Nevada. Rund um Tabernas stehen noch einige Filmkulissen alter Western in der Wüste, die  zum Teil die bizarre Landschaft aus steilen Canyons zu bereichern vermögen. Unser Bewegungsbedarf ist gedeckt, als wir nach ausgiebiger Wanderung die müden Knochen dann wieder im Reisebus verstaut haben.


 

2014-10-05 Beifang

Inzwischen hat sich der Levante (Ostwind, der mitunter durch den langen Weg über See und Düseneffekte zwischen der afrikanischen und europäischen Küste hohe Wellen auftürmt) ausgetobt und ein laues Westlüftchen ermutigt zur Weiterfahrt. Nach vielen Hafentagen verbringen wir die nächste Nacht mal wieder vor Anker an der wenig Schutz bietenden Südküste Spaniens. Es bleibt ruhig und wir nutzen die Gelegenheit zur Inspektion des Unterwasserschiffes im klaren Wasser mit Taucherbrille und Schnorchel. Zum zweiten Mal in spanischen Gewässern erweist sich unser Propeller als erfolgreicher Leinenfänger und der Bootsmann kann seine Apnoetauchfähigkeiten beim Klarieren beweisen und trainieren. Ein paar giftige Quallen, darunter eine nur wenige Zentimeter messende Seewespe, verfolgen das Geschehen unter dem Rumpf der Papillon und sorgen ihrerseits für Anspannung und gelenkige Bewegungsmuster während der Aktion. Eine drei Millimeter starke und noch etwa 1m lange schwimmfähige Leine wird endlich als Beifang geborgen und mit einem kurzen Fluch auf ihren unbekannten, nachlässigen Besitzer umweltgerecht entsorgt.

Danach genießen wir beim Abendessen den romantischen Ausblick auf die inzwischen beleuchtete Strandpromenade von der ruhigeren Meerseite aus und erleben eine entspannte Nacht als einsamer Ankerlieger. Einfach herrlich…

 

2014-10-12 Rum-Eis mit Rosinen

In dieses Idyll integrieren wir wenige Tage später unsere aus Deutschland eingeflogene Tochter. Sie verbringt eine Woche Herbstferien auf der Papillon und unterstützt ihre bejahrten Eltern bei der Erkundung Malagas. Was uns bisher nur als Rum-Eis mit Rosinen bekannt war, erweist sich als sehr sehenswerte Hafenmetropole mit schattigen botanischen Gärten auf den großzügig angelegten Grünstreifen des mehrspurigen Stadtrings.



Die Alcazaba thront über der Altstadt und beherbergt als maurischer Palastbau ebenfalls reichlich beplätscherte Gartenbaukunst.


 

2014-10-15 Bergtour

Auch Marbellas Altstadt ist sehenswert, wird aber von der beeindruckenden Lage und Architektur des 50 km landeinwärts in den Bergen gelegenen Rondas übertrumpft.



Dort zieht sich eine 120m tiefe Schlucht durch den Ort, wird imposant überbrückt und bietet herrliche Fotopanoramen. Dank einer guten Busverbindung zwischen Marbella und Rondas bleibt uns dieses Kleinod nicht verborgen und wir teilen Eindrücke und Fotomotive mit Reisegruppen verschiedener, ungleichgewichteter Kontinente.

 

2014-10-16 Erstes Ende der Welt

Einen Tagestörn später ankern wir nur wenige Seemeilen vor Gibraltar, dem Westausgang des Mittelmeers. Die Abendsonne begleitet ein für lange Zeit letztes mediterranes Bad. Luft- und Wassertemperaturen um die 20°C erinnern jedoch eher an Ostseeurlaub. Wir sind nichts mehr gewöhnt und schnattern um die Wette.


Nach der griechischen Mythologie standen hier die „Säulen des Herakles“. Sie markierten die Grenze für alle Sterblichen. Hierher zu gelangen galt als größtmögliche Leistung, als Gipfel menschlichen Erfolges. Zum Ruhm gesellte sich die Furcht vor dem Unbekannten und Unbezwingbaren, das sich hinter diesen Säulen verbarg. Selbst Odysseus machte hier kehrt und legte sich nicht mit den schrecklichen Ungeheuern jenseits dieser Landmarke an. Man wusste von gefährlichen Untiefen, auf denen Schiffe aufliefen und zähflüssigem Meer, in dem Schiffe stecken blieben. Die Karthager trieben da draußen trotzdem Handel, waren erfolgreich und werden wohl lange Zeit die entsprechenden Ängste der Griechen zu schüren gewusst haben.

Heute ist man aufgeklärter. Die Existenz monströser Seeungeheuer gilt als unwahrscheinlich. Gewarnt sei lediglich vor Killerwellen, Killerwalen, Killerhaien und Riesenkalmaren (zur Zeit noch ohne „Killer“ im Namen!), die angreifen, in die Tiefe ziehen, versenken und gar verspeisen. Wie viel Sendezeit wird da inzwischen zum Erschrecken aufgewendet! Wir fragen uns, warum wer uns heute zu ängstigen versucht. Würden wir auch umkehren und den Ruhm genießen, das Ende der Welt mit eigenen Augen gesehen zu haben oder stellen wir uns aus Neugier auf die Welt dahinter nun all den schrecklichen Gefahren?

 

2014-10-25 Klettertour

Zuerst einmal nehmen wir uns Zeit, Gibraltar und die Meerenge etwas kennenzulernen. Der stolze Fels in der Einfahrt ist im Laufe britischer Besetzungsgeschichte sehr von außen und innen in Beschlag genommen worden. An der Oberfläche reichlich bebaut und im Inneren kräftig durchbohrt, bietet er ein ober- und ein unterirdisches Labyrinth. Der Platzmangel ist allgegenwärtig. Der Weg von der Grenzstation zum Zentrum führt quer über die Start- und Landebahn des Flughafens und wird bei Flugverkehr kurzfristig gesperrt.



Wir rasen im öffentlichen Minibus durch zugeparkte, verwinkelte, enge Gassen mit oft atemberaubendem Gefälle. Weiter oben auf dem Felsen leben halbwilde Affen mit teils verblüffender Ähnlichkeit zu andernorts handelnden Personen. Interessant sind aber auch die während diverser kriegerischer Auseinandersetzungen in den Fels getriebenen Wehrgänge.

Am Steg in der Marina drängen sich derweil die vom Mittelmeer in die Karibik segelnden Yachten. Der zweite Abend im Hafen wird von einem spontanen Livekonzert direkt vor unserem Schiff gekrönt. Als Trio gestartet, wächst die Kapelle musizierender Segler schnell an. Zu den Saiteninstrumenten gesellen sich Saxophon und Sänger. Es gibt Reggae bis spät in die Nacht.


Gemeinsam mit einem schweizer Seglerpaar reisen wir per Bus nach Tarifa, zur engsten Stelle der Straße von Gibraltar. Das ruhige und sonnige Wetter in La Linea verleitet uns, eine Fahrradtour mit Strandbesuch zu planen. Bei Starkwind nehmen wir dann dort mit sandgepeelten, bangen Gesichtern die unvermutet hohe Divergenz der Wetterverhältnisse in der Meerenge zur Kenntnis.

Für die folgenden zwei Tage ist aber selbst hier ruhigeres Wetter zu erwarten. Es geht an die Planung für die Durchfahrt. Starke Gezeitenstöme erlauben die Passage von Ost nach West nur bei günstigen Winden und geringem Zufluss ins Mittelmeer. Um 04:30 Uhr verlassen wir im Minikonvoi mit der schweizer Yacht den Hafen und passieren die Meerenge bei Dunkelheit. Der Atlantik empfängt uns freundlich und sanft. Leichter Rückenwind und günstige Strömungen bringen uns in eineinhalb Tagen gemütlich bis ins marokkanische Rabat.

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